Schloss Prohlis Hofseite um 1950

Schloss Prohlis

„An dieser Stelle stand bis 1985 das Prohliser Schloss, zu dem ein Rittergut und das heutige Prohliser Wäldchen als Schlosspark gehörten. Johann Christian Freiherr von Kap-herr ließ das Schloss in den Jahren 1887/88 von Lockwitzer Architekten als Wohnsitz im Stil der Neorenaissance errichten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Rittergut enteignet. Das Schloss wurde geplündert, diente als Notunterkunft für Flüchtlinge und beherbergte die Kirchgemeinde Prohlis. Ab 1952 nutzte die volkseigene Landwirtschaft das Rittergut.

Obwohl sich Dresdner Bürger für den Erhalt der Gutsanlage einsetzten, verfiel diese zusehends. Im Dezember 1980 zerstörten vermutlich Brandstifter die Reste des Schlosses. Die Hintergründe wurden nie vollständig aufgeklärt.   Fünf Jahre später erfolgte der Abriss der Ruine.“

Anlässlich des 16. Prohliser Herbstfestes wird auf der Wiese an der Georg-Palitzsch-Straße 4 – die Stelle, auf der bis 1985 das Schloss Prohlis stand – eine Gedenktafel mit dieser Inschrift aufgestellt. Die Idee stammt vom Ortsamt Prohlis, die Umsetzung erfolgte durch das Stadtteilbüro in Prohlis.

Über das Schloss wurde bereits viel geschrieben, wenig bekannt ist jedoch über das Leben darin.

Leider sind nur zwei Innen-Abbildungen überliefert. Anhand von Raumbezeichnungen aus der Bauakte von 1887 können wir aber vermuten, dass man im Schloss Prohlis anfangs ländlich-vornehm und komfortabel gewohnt hat: „Entrée, Portier-Stube, Vestibül, Diener-Zimmer, Leute-Stube, Safe, Feuerungs-Raum, Aborte, Bade-Zimmer, Salons, Speisezimmer, Bibliothek und Rauchzimmer, Zimmer der Frau Baronin, Zimmer des Herrn Baron, Zimmer der Söhne, Vor-Saal, Saal mit Musik-Podium, Zimmer der Kammerjungfer, etc.“.

Aus Erzählungen weiß man, dass die unerwarteten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen nach dem 1. Weltkrieg das Leben in Schlössern zunehmend erschwerten. Wegen der tief empfundenen Verantwortung für Traditionen gab man damals aber nicht auf, sondern versuchte den Besitz durch persönliche Einschränkungen zu erhalten. Auch in Prohlis bewohnte man seitdem immer weniger Räume – bis die Enteignung sämtliche Traditionen zerstörte.

Moritz Frhr. v. Crailsheim