Neolithische Essenszubereitung

Dresdens ältester „Ort des Miteinanders“

Steinzeit-Erlebnistag

Der Heimatverein Prohlis e. V. veranstaltete am 24. August seinen ersten „Steinzeit-Erlebnistag“. Ca. 500 Gäste, darunter sehr viele Kinder, nutzten bei herrlichstem Sommerwetter die Gelegenheit, für kurze Zeit in den Kosmos der ersten Siedler hier im Dresdner Elbtal einzutauchen. Am Originalschauplatz, an jenem Ort, wo vor fast 7.000 Jahren die neolithische Kreisgrabenanlage DD-02 errichtet wurde, ließen sich die verschiedensten Tätigkeiten unserer Urvorderen mit eigenen Händen und Augen nachvollziehen.

Das „Jagen“ mit Pfeil und Bogen und auch mit dem Speer, das Erkennen von Vogelstimmen, das Feuerentfachen mit urzeitlichen Methoden, das Töpfern von Siedlungskeramik, das Flechten von Weide, das Basteln mit Birkenrinde, das steinzeitliche Löcherbohren, das Basteln von Schmuck aus jener Zeit und noch viele andere handwerkliche Tätigkeiten – ich denke, ein jeder fand etwas, was ihn faszinierte. Zurück in der Gegenwart fand dann eine „archäologische Grabung“ statt – oder die Kleinsten gingen einfach in den Buddelkasten. Eine multimediale Ausstellung mit Modellen zweier hier in Dresden erforschter Kreisgrabenanlagen, Replikaten von Siedlungskeramik, eine jungsteinzeitliche Familie und eine Bildschirmpräsentation über die Ursprünge der Zivilisation im Elbtal und dem europaweiten Phänomen „Kreisgrabenanlagen“ ergänzte die Veranstaltung.

Eine Führung zu den Fundplätzen der drei weiteren Kreisgrabenanlagen, darunter dem der vierfachen KGA NIE-09 (eine von nur vier Anlagen in ganz Europa!) fand ebenfalls statt. Unser „neolithischer Frühstücksbrei“ erhielt regen Zuspruch und schmeckte einfach klasse!

Begleitet wurde dieser erlebnisreiche Tag von der Percussions-Gruppe „Fogo do Ritmo“ aus Dresden, einschließlich einer Didgeridoo-Einlage. Den Ausklang des Abends bildete die Klanginstallation „Ein Steinzeit-Alltag“ von KlangTon Dresden. Erfreulich für uns, dass alle mitwirkenden Akteure den Tag als sehr anregend und gelungen erlebten. Von unseren Gästen erfuhren wir nur sehr angenehme Äußerungen – diese Veranstaltung solle unbedingt wiederholt werden.

Riesige Unterstützung erhielten wir von Herrn Lämmerhirt, der als Stadtbezirksamtsleiter von Dresden-Prohlis so manche behördliche Hürde meisterte. Das Kulturhauptstadtbüro Dresden förderte im Rahmen der Beteiligungsaktion „Orte des Miteinanders“ unser Projekt, wir waren die Auftaktveranstaltung hierzu. Ohne die finanzielle Unterstützung vieler Personen und Firmen wäre dieser Tag nicht möglich gewesen, das Engagement unserer ehrenamtlichen Mitstreiter war spektakulär!

Unsere Heimatstadt Dresden bewirbt sich um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“. Das „Bidbook“ ist vollendet – das Bewerbungsbuch wurde bei der Kulturstiftung der Länder eingereicht. Dresden verzichtet darin vollkommen auf eine Erwähnung unseres (prä)-historischen Entwicklungsweges, aus welchen Gründen auch immer. Dabei bildet gerade dieser, aus meiner Sicht, ein Alleinstellungsmerkmal, welches kein anderer Bewerber in die Waagschale werfen kann. Ein „Geschichtswanderweg im Dresdner Süden“ („VIA NEOLITHICA DRESDENSIS“) belegt zudem eine fast kontinuierliche Besiedelung des Lebensraumes Dresdener Elbtal – wir können uns als eine der ältesten Metropolen Europas darstellen!

Diese außergewöhnliche Entwicklung muss Ursachen haben, die Wissenschaft verwendet den Begriff „Siedlungsgunst“. Im Falle von unserer Stadt Dresden sind dies neben anderen ein klimatisches Sondergebiet, fruchtbarste Lößböden, eine begnadete Landschaft und der Fluss Elbe als eine Verbindungslinie der Kulturen. Dass sich Dresden seit Jahren Deutschlands Geburtenhauptstadt nennen darf, ist für mich das größte Kompliment der Dresdnerinnen und Dresdner an unsere Heimatstadt!

Arbeiten wir weiter daran, unser „Elbflorenz“ so lebens- und liebenswert zu gestalten!

Steffen Bösnecker
Initiator und Projektverantwortlicher im Heimatverein Prohlis e. V.